Lactoferrin

Die Urwaffe unseres Immunsystems

Diese Substanz des angeborenen Immunsystems wirkt stark antimikrobiell, antiviral, pilztötend und fördert die Eisenaufnahme. Was bewirkt Lactoferrin und wie können Sie es sich zunutze machen?


Der Name Lactoferrin ist aus dem Lateinischen abgeleitet: „Lacteus” bedeutet Milch und „ferrum” Eisen. Lactoferrin ist ein körpereigenes Protein, das in der Lage ist, Eisen an sich zu binden und gegen schädliche Bakterien zu wirken. Als wichtiger Bestandteil der Muttermilch ist Lactoferrin eine Ursubstanz unseres Immunsystems: Seine Aufgabe ist der Schutz des Neugeborenen bis zur vollständigen Entwicklung seines Immunsystems. Kolostrum enthält bis zu acht Gramm Lactoferrin, Muttermilch die Hälfte dieser Menge. Gestillte Säuglinge erhalten bis zu zwei Gramm dieses wichtigen Eiweisses täglich. Die weissen Blutkörperchen speichern es und geben es dort ab, wo sich Krankheitserreger aufhalten. In den Körpersekreten sorgt Lactoferrin dafür, dass Viren, Bakterien und Pilze nicht in das Innere des Körpers eindringen können, und beugt so Entzündungsreaktionen vor.

Lactoferrin wird vom Körper in geringen Mengen selbst produziert. Es ist in fast allen Körperflüssigkeiten wie Tränen, Speichel oder Schweiss enthalten. Hier dient es als eine Art Erstlinienabwehr und kommt ins Spiel, sobald krankheitserregende Mikroorganismen den Körper über die Schleimhäute angreifen. Lactoferrin begrenzt den Entzündungsprozess und die Gewebeschädigung und beugt systemischen Entzündungen vor. Das Besondere an Lactoferrin ist, dass es im Gegensatz zu den meisten anderen Substanzen das Immunsystem je nach Bedarf aktivieren oder unterdrücken kann. Liegt eine Infektion vor, aktiviert es die Immunabwehr und fördert die Entzündung, welche in dieser Situation notwendig ist. Und bei Autoimmunerkrankungen, die durch eine überschiessende Entzündungsreaktion gekennzeichnet sind, hemmt Lactoferrin die Entzündung.



Lactoferrin wirkt entzündungshemmend im Darm. Dort bindet es überschüssiges freies Eisen, fungiert als Eisenspeicher und wirkt ausgleichend auf die Eisenrezeptoren. So werden Entzündungen, welche durch eine vermehrte Eisenanreicherung entstehen, reduziert. Dies hat eine positive Wirkung auf die Darmschleimhaut und eine Stärkung des Mikrobioms zur Folge, da sich bei zu viel freiem Eisen im Darm schädliche Bakterien vermehren. Aber auch zu wenig Eisen ist nicht gut für unseren Körper. Hier kommt Lactoferrin wieder ins Spiel: Es hilft, ausreichend Eisen aus der Nahrung im Darm aufzunehmen. Durch diese positive Wirkung auf den Eisenstoffwechsel kann es zu einer Stabilisierung der Blutwerte und des Hämoglobins kommen.

Da ca. 80% unseres Immunsystems im Darmmilieu angesiedelt sind und Lactoferrin stabilisierend auf die Darmbakterien wirkt, ist es ein wichtiger Mitspieler für eine intakte Immunantwort. Es regt auf natürliche Weise das Wachstum der Bifidobakterien und der natürlichen Killerzellen an und fördert die Aktivität der neutrophilen Granulozyten. Dadurch kann Lactoferrin als wirksames Antibiotikum und antivirales Mittel eingesetzt werden. Zahlreiche Studien haben seine antibakterielle Wirkung auf Escherichia coli, Salmonellen, Staphylococcus aureus und seine pilztötende Wirkung auf Candida albicans bewiesen, wobei nützlich Bakterien in unserem Körper kaum empfindlich gegenüber Lactoferrin sind. Einige Studien haben eine positive Wirkung von Lactoferrin gegen Herpes-, Hepatitis- und Influenzaviren gezeigt: Es verhindert, dass ein Virus mit einer Körperzelle in Kontakt kommt.

Tierstudien haben ergeben, dass Lactoferrin psychischen Stress bei Ratten lindern kann, sodass sie weniger stressbedingte Verhaltensmuster zeigen. Neuere Studien zeigen, dass Lactoferrin eine ähnliche Wirkung auf psychischen Stress bei Menschen hat, indem es die parasympathische und sympathische Aktivität verändert. Für allgemeingültige, gesundheitsbezogene Aussagen bedarf es jedoch weiterer Untersuchungen.

Was ist bei der Anwendung von Lactoferrin zu beachten? Die wichtigsten Informationen haben wir hier für Sie zusammengestellt.

  • Gestillte Säuglinge nehmen über die Muttermilch bis zu 2 g Lactoferrin auf. Die übliche Tagesdosis für Erwachsene beträgt 300 mg bis 3 g. Hochdosierte Behandlung mit Dosen von 2 bis 3 g pro Tag ist bei akuten Infektionen erforderlich.
  • Lactoferrin ist geschmacklich unauffällig und wird in der Regel als Kapseln eingenommen.
  • Bei entzündungsbedingtem Eisenmangel oder Anämie ist der Einsatz von Lactoferrin in Kombination mit einer normalen Eisenzufuhr über die Nahrung oder einer medikamentösen Eisenzufuhr sinnvoll. In diesen Fällen kann Lactoferrin in Absprache mit dem Arzt über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden.
  • Lactoferrin als Nahrungsergänzungsmittel enthält nur sehr geringe Mengen an Laktose oder ist sogar frei von Laktose, so dass es auch bei Menschen mit einer Laktoseintoleranz sehr gut vertragen wird.
  • Bei der Auswahl des Lactoferrins sollte darauf geachtet werden, dass es sich um ein hochreines Produkt handelt, d.h. bereits anhaftende Bakterien (Lipopolysaccharide), Viren und deren Bestandteile sollten bereits entfernt sein. Sie können sonst die Wirkung des Lactoferrins beeinträchtigen.
  • Die Kapseln dürfen nicht geöffnet und in Flüssigkeit aufgelöst werden. Lactoferrin sollte immer in magensäurestabilen Kapseln verabreicht werden: Es entfaltet seine volle Wirkung erst im Darm und sollte unversehrt durch den Verdauungstrakt in den Darm gelangen.
  • Die Einnahme von Lactoferrin sollte mindestens 30 Minuten vor oder frühestens 2 Stunden nach einer Mahlzeit erfolgen.
  • Lactoferrin zeigt günstige Synergieeffekte in Kombination mit Antibiotika, antiviralen Arzneimitteln, Antimykotika, Antiparasitika, gewissen probiotischen Bakterien, Vitaminen und Mineralstoffen.
  • Bei der Behandlung von Akne, jugendlichen Pickeln, Mitesserpickeln und entzündeten Pickeln zeigt Lactoferrin eine synergistische Wirkung mit Vitamin E und Zink.
  • Die Konzentration von Lactoferrin in Sekreten und Immunzellen kann durch intensive körperliche Aktivität erhöht werden. Regelmässiges und intensives Training wird daher empfohlen.
  • Lactoferrin hat bei normaler Dosierung keine Nebenwirkungen. Durchfall, Verstopfung, Müdigkeit und ähnliche Symptome können gelegentlich bei langfristiger, hoher oder unangemessener Überdosierung auftreten.
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  • Lactoferrin aus entrahmter Kuhmilch wird in Säuglingsanfangsnahrung und in Lebensmitteln für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diäten) verwendet.
  • Alle Säugetiere produzieren Lactoferrin, aber nur bovines Lactoferrin wird in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet, da Lactoferrin aus Kuhmilch dem menschlichen Lactoferrin sehr ähnlich ist.
  • Milch als Laktoferrinquelle zu trinken ist nicht sinnvoll. Sie enthält so geringe Mengen, dass man täglich mehrere Liter Milch trinken müsste.
  • Lactoferrin verhält sich wie ein intelligentes Lebewesen, obwohl es nicht aus lebenden Zellen besteht. Es kommuniziert über Rezeptoren mit dem Immunsystem und beeinflusst auf diese Weise Immunreaktionen und die Wundheilung.

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