Psoriasis

Wenn die eigene Haut rebelliert

Die Haut rötet sich, schuppt und juckt: Menschen mit Psoriasis kennen die Symptome nur zu gut. Die Lebensqualität der Betroffenen ist meist stark eingeschränkt und der Alltag belastet. Was kann man gegen diese lästige Erkrankung tun?

Psoriasis oder Schuppenflechte ist eine chronische, entzündliche Hauterkrankung, bei der das Immunsystem auf die Haut fehlreagiert. Der Begriff „Psoriasis“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Krätze“, was auf den häufig auftretenden Juckreiz hinweist. Psoriasis äussert sich durch rote, oft grossflächige, juckende Flecken auf der Haut, die von silbrig-weissen Schuppen oder Pusteln bedeckt sind.

Die Hautveränderungen bei der Schuppenflechte sind die Folge eines stark beschleunigten Zellwachstums. Im Rahmen des normalen Hauterneuerungsprozesses erneuert sich die Oberhaut (Epidermis) der Haut innerhalb von etwa vier Wochen. In dieser Zeit werden neue Zellen gebildet und die oberste, inzwischen verhornte Zellschicht abgestossen. Bei der Schuppenflechte wandern die neuen Zellen jedoch sehr viel schneller durch die oberste Hautschicht an die Oberfläche als normalerweise. Da dort noch alte Zellen vorhanden sind, die nicht so schnell abgestossen werden können, kommt es zu einer Verdickung der Haut und zu einer verstärkten Schuppenbildung.

Schuld daran ist Autoimmunität: Durch eine Überaktivität des Immunsystems werden vermehrt Botenstoffe ausgeschüttet. Diese haben Entzündungsreaktionen zur Folge und regen Hautzellen dazu an, sich schneller zu vermehren als normal. Die betroffenen Hautstellen können unterschiedlich gross sein. Anfängliche Psoriasisherde können klein und punktförmig sein und von starkem Juckreiz begleitet werden. Die oberflächlichen Schuppen sind leicht abzukratzen. Tiefere Schuppen finden sich auf jugendlicher, dünner Haut. Wird diese Schicht abgekratzt, kann es zu Hautblutungen kommen.

Geringfügige Veränderungen sind z.B. im Bereich des Ohres, des Nabels und des Afters möglich. Häufig betroffen sind Hautpartien, die viel gedehnt werden, wie Ellbogen oder Knie. Auch Stellen, an denen Kleidung reibt (Schienbeine und Waden, Gürtellinie, Gesäss, Nacken), leiden oft unter Psoriasis. Auch die Kopfhaut kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Keine Region der Haut bildet hierbei eine Ausnahme, sogar die Nägel sind nicht selten mit einbezogen: Es entstehen kleine, leicht zu übersehende Eindellungen (Tüpfelnägel) oder gelblich-bräunliche Verfärbungen (Ölflecken).

Die Psoriasis ist eine chronische Erkrankung, die in Phasen verläuft. Akute Schübe wechseln sich mit weitgehend beschwerdefreien Phasen ab. Typischer Ausbruch der Krankheit vor dem 40. Lebensjahr wird als Psoriasis Typ 1 bezeichnet. Diese frühe Form ist oft mit einem schweren Verlauf verbunden und tritt familiär gehäuft auf. Zwischen 60 und 70% der Betroffenen leiden an dieser Form. Die späte Form (Typ-2-Psoriasis) tritt in der zweiten Lebenshälfte zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf und hat oft einen etwas milderen Verlauf. Eine familiäre Häufung wird selten beobachtet. 

Man unterscheidet mehrere Formen der Psoriasis je nach der Art der Symptome. Bei der Unterscheidung der Formen spielen auch die Körperstellen eine Rolle, an denen die Beschwerden auftreten. Psoriasis vulgaris ist die häufigste Form der Schuppenflechte. An dieser Form, auch Plaque-Psoriasis genannt, leiden etwa 80% aller Psoriasis-Patienten. Der Name leitet sich vom typischen Erscheinungsbild ab: unregelmässige, scharf begrenzte, erhabene, rötliche Plaques mit silbrigen Schuppen. Die Hautveränderungen treten am häufigsten an den Streckseiten der Arme und Beine auf.

Bei der Psoriasis inversa treten Hautveränderungen an relativ ungewöhnlichen Lokalisationen auf, insbesondere in den Faltenregionen wie Leisten, Achselhöhlen, Kniekehlen, Genital- und Gesässfalten. Die Hautveränderungen bei der Psoriasis inversa sehen anders aus als bei der Psoriasis vulgaris, bei der sich Schuppen bilden. Durch die Feuchtigkeit in den Hautfalten entstehen meist keine Schuppen, sondern rötliche, juckende und nässende Stellen. Die Psoriasis pustulosa ist durch eitrige, aber keimfreie Pusteln gekennzeichnet. Diese Pusteln treten vor allem an den Fusssohlen und den Handinnenflächen auf. 

Die Ursachen der Schuppenflechte sind vielfältig und bis heute nicht vollständig geklärt. Eine erbliche Veranlagung scheint eine Rolle zu spielen. Allerdings erkrankt nicht jeder erblich Vorbelastete. Entscheidend sind auch äussere und innere Einflussfaktoren, sogenannte Trigger. 

Diese Trigger können individuell unterschiedlich sein: Übergewicht, Alkohol- und Tabakkonsum, Hautschäden durch Tätowierungen oder Sonnenbrand, ständige Hautreizungen durch zu enge und scheuernde Kleidung, zurückliegende schwere Infektionen (wie Streptokokken-Mandelentzündung, Lungenentzündung, Harnwegsinfekte, Masern, Grippe), Hormonschwankungen, Umweltgifte und bestimmte Medikamente. Auch Klimafaktoren wie Kälte und Trockenheit oder psychische Belastungen durch Stress, sei es beruflich oder privat, können sich auf die Haut auswirken und einen neuen Krankheitsschub auslösen.

Patienten mit Schuppenflechte leiden häufig unter Begleiterkrankungen, die den Leidensdruck noch erhöhen. Besorgniserregend ist der sogenannte „psoriatische Marsch“, eine systemische Entzündung mit potenzieller Gefässschädigung. Dieses Krankheitsbild wird häufig von Insulinresistenz, Fettleber, Bluthochdruck und Arteriosklerose begleitet. Die Lebenserwartung der Betroffenen kann dadurch deutlich verkürzt werden.

Ein Patentrezept gegen sämtliche Beschwerden der Schuppenflechte gibt es leider nicht. Aber das Problem löst sich auch nicht von alleine. Wir haben für Sie die besten Tipps und Tricks zum Umgang mit der Krankheit zusammengestellt. 

  • Regelmässige Hautpflege ist genauso wichtig wie tägliches Zähneputzen. In den schubfreien Phasen kann eine gute Hautpflege dazu beitragen, das Auftreten neuer Schübe zu verhindern oder die Auswirkungen der Schübe zu lindern. Durch die richtige Pflege wird das Hautbild im Allgemeinen besser, die schubfreien Phasen werden länger und der Einsatz von schweren Medikamenten ist nur im Akutfall notwendig.

  • In der Hautpflege sollte bei Psoriasis auf bestimmte Wirkstoffe gesetzt werden. Dazu gehören Feuchtigkeitsspender (Hyaluron oder Aloe Vera), Salicylsäure für stark verdickte Stellen, Lipide zur Stärkung der Hautbarriere und zur Verminderung von Irritationen sowie Urea.

  • Reinigungsmittel sollten seifenfrei, rückfettend und pH-neutral sein. Die betroffenen Stellen können täglich mit lauwarmem Kamillentee gewaschen werden.

  • Lauwarmes Duschen ist besser als heisses Baden, da die Haut nicht so schnell austrocknet. Baden sollte man höchstens zweimal pro Woche und nicht länger als 20 Minuten. Gute Badezusätze sind Ölbäder oder Salzbäder, auf keinen Fall Schaumbäder. Eine 4-wöchige Kur mit Totes-Meer-Heilerde hat sich schon oft bewährt. Nach dem Baden sollte die Haut immer gut abgetrocknet werden. Dies gilt besonders für die Gelenkbeugen und die Zehenzwischenräume.

  • Starke Schuppen verhindern, dass Pflegecremes in die betroffenen Hautschichten eindringen und wirken. Schuppen lassen sich am besten entfernen, indem man sie nach einem lauwarmen Ölbad von ca. 10 Minuten mit einem Waschlappen sanft abreibt.

  • Kratzen ist verboten. Ständiges Kratzen kann Mikroverletzungen der Haut verursachen. Das bedeutet noch mehr Stress für die ohnehin gereizte Haut. Versuchen Sie, mit Entspannungsmethoden wie Autogenem Training oder Yoga den Juckreiz zu lindern. Einige Hautpflegeprodukte enthalten Polidocanol, ein Lokalanästhetikum – dies kann helfen, starken Juckreiz zu lindern und zu beruhigen.

  • Ein entscheidender Faktor für einen positiven Krankheitsverlauf ist eine bewusste Ernährung. Was bei Psoriasis auf den Speiseplan gehört: Obst und Gemüse mit hohem Beta-Carotin-Gehalt, magere Milchprodukte, mageres Fleisch und Vollkornprodukte.

  • Öfter auf den Teller dürfen fette Seefische wie Lachs, Hering und Makrele. Denn darin sind Omega-3-Fettsäuren enthalten, die entzündungshemmend wirken. Gut sind ebenfalls Öle aus den oben erwähnten Fischarten. Diese Öle können auch in Form von Nahrungsergänzungsmitteln eingenommen werden, da der Fischgeruch oft als störend empfunden wird. Weitere gute Nahrungsergänzungsmittel sind Teufelskralle und Weihrauch, insbesondere bei Gelenkbeteiligung.

  • Die Haut ist das Spiegelbild des Darms. Die einfachste und billigste Möglichkeit zur Unterstützung des Darms ist das Trinken von drei Litern Wasser oder basischem Kräutertee pro Tag. Auf diese Weise kann ein Grossteil der angesammelten Giftstoffe über die Nieren ausgeschieden werden und wird nicht zur Belastung für die Haut. Empfohlene Basenkräuter sind Brennnessel, Schachtelhalm, Königskerze, Thymian, Kamille, Löwenzahn, Minze, Melisse oder Ingwer.

  • Raucher haben mehr Schübe, müssen häufiger Medikamente einnehmen und sind in ihrer Lebensqualität deutlich eingeschränkt. Wer aufhört zu rauchen, tut also selbst etwas, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Auch zu viel Alkohol verschlimmert die Psoriasis in den meisten Fällen. Es ist daher ratsam, den Konsum von Alkohol auf ein Minimum zu reduzieren.

  • Achten Sie auf ein gesundes Körpergewicht, denn Übergewicht ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung einer Psoriasis. Bewegung und Sport sorgen für ein gutes Körpergefühl. Finden Sie für sich heraus, welche Sportart Ihnen passt und was Ihnen Spass bereitet.

  • Sonne auf der Haut tut gut. Ein Aufenthalt am Meer lindert bei vielen Menschen mit Schuppenflechte die Beschwerden. Viele Betroffene berichten von positiven Erfahrungen mit regelmässigen Aufenthalten am Toten Meer. Doch Vorsicht in der prallen Sonne, immer einen hohen Lichtschutzfaktor auftragen, denn ein Sonnenbrand kann zu einer Verschlechterung der Psoriasis führen.

  • Vermeiden Sie psychischen Stress. Die Erkrankung an sich ist zwar eine Belastung, sie sollte aber nicht zum Mittelpunkt des Lebens gemacht werden. Eine psychologische Unterstützung kann helfen, positive Bewältigungsstrategien zu aktivieren und einen besseren Umgang mit der Erkrankung zu erlernen.

  • Sprechen Sie über Ihre Krankheit. Es ist sehr hilfreich, über die Psoriasis zu sprechen und den oft unwissenden Mitmenschen zu erklären, dass die Krankheit nicht ansteckend ist. Gestalten Sie Ihr Leben aktiv und betrachten Sie die Psoriasis als ein Teil davon.

  • Lassen Sie  sich von anderen Betroffenen helfen! Das Gespräch mit anderen Betroffenen und die Erfahrung, dass auch andere Betroffene mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, sind oft hilfreicher als Hautcremes und Arztbesuche.

  • Vermeiden Sie Risikofaktoren. Führen Sie ein Tagebuch, wenn Sie Ihre Trigger nicht kennen. Notieren Sie bei jedem neuen Psoriasis-Schub, was ihn ausgelöst haben könnte. Führen Sie diese Aufzeichnungen über längere Zeit. So bekommen Sie ein Gefühl dafür, welche Faktoren Sie meiden sollten.

Die Schuppenflechte ist zwar nicht heilbar, aber durch eine ausgewogene Ernährung, sorgfältige Hautpflege, das Vermeiden von Risikofaktoren und Selbstfürsorge lassen sich Schübe mildern und der Heilungsprozess beschleunigen.

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  • Bei Psoriasis Typ 1 betrifft die Krankheit nicht nur die Haut, sondern kann auch andere Körperteile befallen. Bei etwa 25% der Betroffenen entwickelt sich eine dauerhafte Entzündung der Gelenke, die Psoriasis-Arthritis.
  • Psoriasis ist nicht ansteckend. Die roten Flecken, Schuppen oder Bläschen der Psoriasis enthalten keine infektiösen Zellen, so dass die Krankheit nicht durch Berührung oder Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.
  • Das Auspitz-Phänomen ist ein charakteristisches Merkmal der Psoriasis. Es kommt vor, wenn sich die Schuppen von der Haut ablösen und darunter ein dünnes, glänzendes Häutchen sichtbar wird. Wird dieses Häutchen entfernt, können punktförmige Blutungen auftreten. Dies unterscheidet die Psoriasis von anderen Hauterkrankungen wie Pilzinfektionen oder Ekzemen.