Die Bauchspeicheldrüse, auch Pankreas genannt, ist ein lebenswichtiges Organ des Menschen. Sie liegt im Oberbauch hinter dem Magen in der Nähe des Zwölffingerdarms und der Milz. Die Bauchspeicheldrüse ist in Kopf, Körper und Schwanz gegliedert, was ihr eine kommaähnliche Form verleiht.
Seine Hauptaufgabe ist die Produktion von Verdauungsenzymen. Täglich werden etwa 1.5 Liter Pankreassaft produziert, der Wasser, Ionen und Enzyme enthält. Dieser Saft fliesst über die Ausführungsgänge der Bauchspeicheldrüse in den Dünndarm, wo er den sauren Speisebrei aus dem Magen neutralisiert und die Nahrung in ihre Bestandteile zerlegt, damit der Körper sie weiterverwerten kann.
Darüber hinaus spielt die Bauchspeicheldrüse eine wichtige Rolle im Zuckerstoffwechsel. Sie enthält endokrine Zellansammlungen, die so genannten Langerhans-Inseln, die aus verschiedenen Zelltypen (A-, B-, D- und PP-Zellen) bestehen. Diese Zellen produzieren Hormone wie Insulin, die den Blutzuckerspiegel regulieren.
Eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, auch Pankreatitis genannt, kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Zu den häufigsten Ursachen gehören Gallensteine und langjähriger übermässiger Alkoholkonsum.
Gallensteine oder andere Erkrankungen der Gallenwege führen häufig zu einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung. Verstopft ein Gallenstein den gemeinsamen Ausführungsgang von Gallenblase und Bauchspeicheldrüse, kann der Bauchspeicheldrüsensaft nicht mehr in den Dünndarm abfliessen. Durch diesen Rückstau verbleiben Verdauungsenzyme in der Bauchspeicheldrüse und beginnen, das eigene Gewebe zu zersetzen, was zur Selbstverdauung und Entzündung führt.
Auch übermässiger Alkoholkonsum kann eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung verursachen. Bei chronischem Alkoholmissbrauch entwickelt sich häufig eine dauerhafte Entzündung der Bauchspeicheldrüse.
Neben Alkohol und Gallensteinen gibt es weitere Faktoren, die eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen können. Dazu gehört eine sehr fettreiche Ernährung. Auch Stoffwechselstörungen wie stark erhöhte Triglyzeridwerte (Hypertriglyzeridämie) und erhöhte Kalziumwerte im Blut (Hyperkalzämie) sind mögliche Auslöser. Bestimmte Medikamente wie Diuretika, Betablocker, Antibiotika, Zytostatika können ebenfalls zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse führen.
Mechanische Ursachen wie Verletzungen im Bauchraum, z.B. bei einer Endoskopie der Bauchspeicheldrüse (ERCP) oder nach Operationen an Magen oder Darm, durchgebrochene Magengeschwüre, ein Verschluss des Bauchspeicheldrüsengangs oder Bauchspeicheldrüsenkrebs können ebenfalls eine Pankreatitis auslösen.
Manchmal bleibt die Ursache einer Bauchspeicheldrüsenentzündung unklar, dann spricht man von einer idiopathischen Pankreatitis.
Bei einer akuten Pankreatitis treten verschiedene Symptome auf, die oft plötzlich und heftig sind. Charakteristisch sind starke Schmerzen im Oberbauch, die oft gürtelförmig in den Rücken oder in andere Richtungen ausstrahlen können. Die Schmerzen halten meist mehrere Tage an. Sind Gallensteine die Ursache der akuten Pankreatitis, können die Schmerzen kolikartig sein, also wellenförmig zu- und abnehmen.
Neben den Schmerzen können Übelkeit und Erbrechen auftreten. Der Bauch kann aufgebläht und druckempfindlich sein, was oft als „Gummibauch“ beschrieben wird. Gesichtsrötung, Fieber und allgemeine Schwäche sind ebenfalls häufige Begleiterscheinungen. Blutdruckabfall und Kreislaufprobleme bis hin zum Kreislaufschock sind weitere mögliche Symptome.
In einigen Fällen kommt es zu Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum (Aszites) und in der Lunge (Pleuraerguss). Wird die Bauchspeicheldrüsenentzündung durch eine Gallenerkrankung verursacht, kann eine Gelbsucht (Ikterus) auftreten. Art und Schwere der Symptome hängen vom Ausmass der Entzündung und den möglichen Komplikationen ab.
Die chronische Pankreatitis macht sich vor allem durch wiederkehrende oder anhaltende Bauchschmerzen bemerkbar. Diese Schmerzen, die im Oberbauch lokalisiert sind, können in ihrer Intensität variieren und während der Krankheitsschübe mehrere Stunden bis Tage andauern.
Im fortgeschrittenen Stadium werden die Schmerzen chronisch und verstärken sich typischerweise nach dem Essen. Eine Linderung der Schmerzen kann oft durch eine aufrechte oder nach vorne geneigte Sitzhaltung erreicht werden.
Ein weiteres zentrales Symptom der chronischen Pankreatitis ist die Pankreasinsuffizienz. Darunter versteht man eine verminderte Produktion von Verdauungsenzymen in der Bauchspeicheldrüse. Dies führt zu einer unzureichenden Aufspaltung der Nahrung und damit zu einer Malabsorption. Betroffene können voluminöse, ungewöhnlich riechende, fettige Stühle (Steatorrhoe) produzieren, die hell sind und Öltropfen enthalten können. Die unzureichende Nahrungsaufnahme führt zu Mangelernährung, Vitaminmangel und Gewichtsverlust.
Um eine Bauchspeicheldrüsenentzündung zu diagnostizieren, beginnt der Arzt mit einer gründlichen Anamnese, in der er nach den Beschwerden, ihrem Auftreten und möglichen Auslösern wie Medikamenten oder Alkohol fragt. Es folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt den Bauch auf Spannungsgefühl und Schmerzempfindlichkeit untersucht und nach Anzeichen wie Gelbsucht und Blutergüssen schaut.
Laboruntersuchungen sind entscheidend, da erhöhte Werte der Bauchspeicheldrüsenenzyme (Lipase und Alpha-Amylase) im Blut auf eine Pankreatitis hinweisen. Zusätzlich werden Blutzucker, Nieren- und Leberwerte sowie der Kalziumspiegel untersucht.
Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) sind notwendig, um Gallensteine und das Ausmass der Entzündung zu erkennen. Die endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikographie (ERCP) hilft, blockierte Gallenwege zu erkennen und Gallensteine zu entfernen.
Die Bauchspeicheldrüse ist ein unverzichtbares Organ für unsere Verdauung und den Zuckerstoffwechsel. Doch von Gallensteinen bis zu übermässigem Alkoholkonsum können verschiedene Faktoren zu schweren Funktionsstörungen führen. Durch Vorbeugung und rechtzeitige medizinische Betreuung können wir die Gesundheit der Bauchspeicheldrüse und damit ihre lebenswichtige Funktion unterstützen.