Die Leber erfüllt eine Vielzahl wichtiger Aufgaben im menschlichen Körper und ist für den Stoffwechsel und die Entgiftung unerlässlich. Sie baut schädliche Stoffe aus der Nahrung, aus Medikamenten und aus dem normalen Stoffwechsel ab und wandelt sie in weniger schädliche Verbindungen um. Diese werden dann über den Urin oder die Galle ausgeschieden. So wird zum Beispiel das Abfallprodukt Bilirubin, das aus dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin entsteht, über die Galle ausgeschieden. Ist die Leberfunktion gestört, kann Bilirubin im Körper ansteigen und zu einer Gelbfärbung der Haut führen.
Darüber hinaus spielt die Leber eine zentrale Rolle bei der Regulation des Fett- und Kohlenhydratstoffwechsels. Sie speichert überschüssige Glukose als Glykogen und gibt es bei Bedarf wieder ab, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Fette werden in der Leber abgebaut und zur Energiegewinnung oder zur Herstellung von Cholesterin und Hormonen verwendet. Auch die Produktion von Gallenflüssigkeit gehört zu den Aufgaben der Leber: Die täglich produzierte Menge von bis zu 600 ml Galle unterstützt die Verdauung, indem sie Fette spaltet und deren Aufnahme erleichtert.
Die Leber ist auch ein wesentlicher Produktionsort für zahlreiche Eiweisse, darunter Blutgerinnungsfaktoren, Abwehr- und Transportproteine wie Albumin. Diese Eiweisse sind für die Blutgerinnung, das Immunsystem und den Stofftransport im Blutkreislauf unentbehrlich. Die Leber ist auch an der Aktivierung und dem Abbau verschiedener Hormone beteiligt, darunter Sexualhormone, Wachstumshormone und Schilddrüsenhormone. Vitamin D wird in der Leber in eine aktive Form umgewandelt, die der Körper verwerten kann.
Neben diesen Aufgaben speichert die Leber wichtige Nährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe (z.B. Eisen und Kupfer) und gibt sie bei Bedarf wieder an den Körper ab. Ausserdem kann sie schädliche Substanzen wie Alkohol und Abfallprodukte von Medikamenten aus dem Blut filtern und zum Schutz des Organs neutralisieren.
Lebererkrankungen umfassen eine Vielzahl von Erkrankungen, die dieses Organ betreffen können. Hepatitis ist eine häufige Form der Leberentzündung, die durch Viren (Hepatitis A, B, C), übermässigen Alkoholkonsum oder Autoimmunreaktionen verursacht wird. Eine akute Hepatitis kann chronisch werden und zu schweren Schädigungen führen.
Eine weitere Erkrankung ist die Leberzirrhose, bei der funktionsfähiges Lebergewebe durch vernarbtes Bindegewebe ersetzt wird. Dies führt zu einem zunehmenden Funktionsverlust der Leber und tritt häufig als Folge von chronischen Leberentzündungen oder Alkoholkonsum auf. Eine Fettleber entsteht durch übermässige Fetteinlagerungen in der Leber, die durch Alkohol (alkoholische Fettleber) oder ungesunde Lebensgewohnheiten (nicht-alkoholische Fettleber) verursacht werden. Ohne rechtzeitige Behandlung kann sich daraus eine Fettleberhepatitis entwickeln.
Leberkrebs, meist als Leberzellkarzinom, entsteht häufig als Folge anderer chronischer Lebererkrankungen und ist durch ein unkontrolliertes Wachstum bösartiger Leberzellen gekennzeichnet. Auch Erkrankungen der Gallenblase und der Gallenwege wie Entzündungen oder Steinbildungen können die Leber betreffen. Sie sind häufig Folge von Stoffwechselstörungen, ungesunder Lebensweise oder Lebererkrankungen.
Zu den Autoimmunerkrankungen der Leber gehören die Autoimmunhepatitis, die primär biliäre Zirrhose (PBC) und die primär sklerosierende Cholangitis (PSC), bei denen das Immunsystem die Leber oder die Gallenwege angreift.
Typische Symptome vieler Lebererkrankungen sind Müdigkeit, Gelbsucht, Oberbauchschmerzen und Übelkeit. Bei fortgeschrittenen Erkrankungen kann die Leber ihre lebenswichtigen Funktionen nicht mehr erfüllen, was zu lebensbedrohlichen Zuständen führen kann.
Erhöhte Leberwerte weisen auf eine Störung oder Schädigung der Leber hin. Die Leber enthält Enzyme, die normalerweise nur in geringen Mengen im Blut vorhanden sind. Wenn die Leberzellen geschädigt sind, treten diese Enzyme in grösseren Mengen ins Blut über, was als „erhöhte Leberwerte" bezeichnet wird. Dazu gehören Enzyme wie ALT, AST und Gamma-GT.
Die Ursachen für erhöhte Leberwerte sind vielfältig. Häufig sind Alkohol, Medikamente, Virusinfektionen (z.B. Hepatitis), fettreiche Ernährung oder Gallenerkrankungen die Auslöser. In manchen Fällen sind aber auch Erkrankungen, die nicht direkt die Leber betreffen, verantwortlich.
Erhöhte Leberwerte selbst verursachen keine Symptome, aber die zugrunde liegenden Erkrankungen können Beschwerden auslösen. Typische Symptome sind Schmerzen im rechten Oberbauch, Gelbfärbung von Haut und Augen (Gelbsucht), Juckreiz, Müdigkeit, Verwirrtheit und Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum (Aszites).
Ist nur ein Leberwert leicht erhöht, muss das nicht immer ein grosses Problem sein. Verändern sich jedoch mehrere Werte gleichzeitig oder sind die Werte stark erhöht, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären und eine gezielte Behandlung einzuleiten.
Eine Fettleber ist häufig die Folge von falscher Ernährung und Bewegungsmangel. Vor allem eine kohlenhydrat- und fettreiche Ernährung trägt dazu bei, dass sich Fettablagerungen in der Leber bilden. Dadurch kann die Leber ihre Stoffwechselfunktionen nicht mehr richtig erfüllen, was zu weiteren gesundheitlichen Problemen wie Leberentzündung oder Leberzirrhose führen kann. Alkoholmissbrauch, bestimmte Medikamente oder Eiweissmangel erhöhen das Risiko.
In frühen Stadien macht sich die Erkrankung kaum bemerkbar, kann aber zu Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und einer gestörten Blutzuckerregulation führen. Wird eine Fettleber rechtzeitig erkannt, lässt sie sich durch eine Ernährungsumstellung und regelmässige Bewegung gut behandeln. Vor allem eine Reduktion der Kohlenhydrate, Essenspausen und Intervallfasten können die Leber entlasten und die Fetteinlagerungen abbauen.
Zu viel Alkohol kann die Leber stark schädigen. Als zentrales Entgiftungsorgan verarbeitet die Leber Ethanol, den Hauptbestandteil alkoholischer Getränke. Dabei entsteht das schädliche Abbauprodukt Acetaldehyd, das nicht nur für den Kater nach dem Trinken verantwortlich ist, sondern auch als krebserregend gilt.
Während die Leber geringe Mengen Alkohol gut verarbeiten kann, führt übermässiger Alkoholkonsum zu einer Beeinträchtigung der Zellfunktionen. Zudem behindert Alkohol die Aufnahme wichtiger Nährstoffe wie Vitamine und Folsäure, was zusätzliche Gesundheitsrisiken mit sich bringt. Die Leber baut Alkohol nur langsam ab, bei Frauen etwa 0.1 Promille pro Stunde, bei Männern zwischen 0.1 und 0.2 Promille pro Stunde.
Übermässiger Alkoholkonsum kann auch zur Bildung einer Fettleber führen, die ein frühes Anzeichen für eine alkoholbedingte Lebererkrankung ist. In diesem Stadium kann die Leber ihre Aufgaben bereits nicht mehr optimal erfüllen. Um die Gesundheit der Leber zu schützen, sollten Frauen nicht mehr als 12 Gramm und Männer nicht mehr als 24 Gramm reinen Alkohol pro Tag zu sich nehmen. Ausserdem sollten mindestens zwei alkoholfreie Tage pro Woche eingeplant werden.
Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ, das zahlreiche Aufgaben im Körper erfüllt, darunter die Entgiftung, die Speicherung von Nährstoffen und die Unterstützung des Stoffwechsels. Ein gesunder Lebensstil, der auf einer ausgewogenen Ernährung und regelmässiger körperlicher Bewegung basiert, ist entscheidend, um die Lebergesundheit zu fördern und Lebererkrankungen vorzubeugen.