Das Blut, von Wissenschaftlern als flüssiges Organ bezeichnet, besteht aus Blutplasma und zellulären Bestandteilen, darunter rote und weisse Blutkörperchen sowie Blutplättchen. Diese Blutzellen entstehen im Knochenmark, wo Blutstammzellen rote und weisse Blutkörperchen sowie Blutplättchen produzieren. Nach ihrer Reifung gelangen diese Zellen in den Blutkreislauf und übernehmen spezifische Funktionen wie den Transport von Sauerstoff und Nährstoffen, die Abwehr von Krankheitserregern, die Blutgerinnung und die Wärmeregulation im Körper.
Die roten Blutkörperchen oder Erythrozyten sind für den Transport des Sauerstoffs von der Lunge zu den Zellen und des Kohlendioxids zurück zur Lunge verantwortlich. Sie enthalten das Protein Hämoglobin, das den Sauerstoff bindet und durch den Körper transportiert. Im menschlichen Körper gibt es etwa 25 Billionen rote Blutkörperchen, die alle 120 Tage erneuert werden.
Der Name Erythrozyt stammt aus dem Griechischen und bedeutet „rote Zelle”, da sie dem Blut seine rote Farbe verleihen. Erythrozyten sind scheibenförmig und können sich stark verformen, um durch enge Blutgefässe zu passen. Nach etwa 100 bis 120 Tagen werden sie in der Milz abgebaut. Durch Stress, starkes Rauchen oder Krankheiten wie Diabetes können die Erythrozyten ihre Verformbarkeit verlieren, was zu Durchblutungsstörungen und Gewebeschäden führen kann.
Im Gegensatz zu den roten Blutkörperchen kommen die weissen Blutkörperchen nicht nur im Blut, sondern auch im Gewebe vor. Diese an sich farblosen Blutzellen werden deshalb als Leukozyten (griechisches „leukos” bedeutet „weiss”) bezeichnet, weil sie nach der Trennung von den übrigen Blutzellen eine weisse Paste ergeben. Sie fungieren als Wächter des Körpers, indem sie Bakterien, Viren und andere Eindringlinge erkennen und bekämpfen.
Leukozyten sind Teil des Immunsystems und haben verschiedene Aufgaben, darunter die Produktion von Antikörpern durch die B-Lymphozyten. Es gibt drei grosse Untergruppen der weissen Blutkörperchen: Granulozyten, die bei Infektionen oder Entzündungen aktiv werden; Monozyten oder Makrophagen, die Krankheitserreger und abgestorbene Zellen verschlingen; und Lymphozyten, die das Immunsystem steuern und Gedächtniszellen bilden, um sich an frühere Infektionen zu erinnern.
Blutplättchen (Thrombozyten) spielen eine entscheidende Rolle bei der Wundheilung und sind für die Blutgerinnung unerlässlich. Im Körper eines Erwachsenen zirkulieren mehr als eine Billion Blutplättchen, die alle sieben bis zwölf Tage durch neu gebildete Blutplättchen ersetzt werden. Blutplättchen sind wie Erythrozyten scheibenförmig und sorgen dafür, dass das Blut in den Blutgefässen bleibt. Sie verklumpen sofort, um die Blutung zu stoppen, wenn das Gefäss auch nur geringfügig verletzt wird. Eine Thrombozytenansammlung heisst Thrombus und darf nicht zu gross werden, da sie sonst Blutgefässe verstopfen kann.
Das Blutplasma, das etwa 55% des Blutes ausmacht, besteht hauptsächlich aus Wasser (90%) und enthält wichtige Nährstoffe, Hormone und Proteine. Unter den Proteinen sind Antikörper, Gerinnungsfaktoren und Albumin besonders bedeutend. Antikörper helfen bei der Abwehr von Krankheitserregern, Gerinnungsfaktoren stoppen Blutungen und Albumin reguliert den Flüssigkeitshaushalt und transportiert Stoffwechselprodukte.
Ohne Blutplasma könnten die festen Blutzellen durch den Körper nicht transportiert werden, da es den flüssigen Teil des Blutes bildet. Über das Blutplasma gelangen Nährstoffbausteine wie Glukose und Blutfette zu den Zellen im ganzen Körper, wo sie als Energiequellen und Baustoffe dienen. In ähnlicher Weise werden auch Mineralstoffe, Vitamine und Hormone mit Hilfe des Plasmas im Körper verteilt. Ausserdem transportiert es viele Stoffwechselendprodukte wie Kohlendioxid zu den Ausscheidungsorganen Lunge, Leber und Niere, um sie aus dem Körper auszuscheiden. Auch der Wärmetransport im Körper wird durch das Blutplasma reguliert.
Zu den wichtigsten Aufgaben des Blutes gehören also Stofftransport, Abwehr von Krankheitserregern, Wundverschluss und Wärmeverteilung.
Das Blut durchläuft einen komplexen Kreislauf, der lebenswichtige Funktionen unterstützt. In den Lungenbläschen nehmen rote Blutkörperchen Sauerstoff auf, den sie zu den Zellen transportieren, wo er als Energiequelle dient. Gleichzeitig entsteht Kohlendioxid, das zurück in die Lunge transportiert und ausgeatmet wird. Auf dem Weg des Blutes in den Darm werden die zerkleinerten Nährstoffe im Darm resorbiert. Gleichzeitig werden giftige Abfallstoffezu Leber und Nieren transportiert, um abgebaut zu werden. So versorgt das Blut den Körper mit Nährstoffen und entsorgt schädliche Substanzen, um das Überleben zu gewährleisten.
Um gesund zu bleiben, braucht unser Körper ein Abwehrsystem, das uns vor verschiedenen Krankheitserregern schützt. Eine wichtige Rolle spielen dabei die weissen Blutkörperchen.
Thrombozyten und bestimmte Eiweissstoffe im Blutplasma, die Gerinnungsfaktoren, spielen eine entscheidende Rolle beim Schutz des Körpers vor Blutverlust bei kleinen Verletzungen. Wird ein Blutgefäss verletzt, haften die Blutplättchen an der Wunde und bilden einen vorübergehenden Pfropfen, um die Blutung zu stoppen. Gleichzeitig setzen Gerinnungsfaktoren im Blutplasma eine Reaktionskette in Gang, die zu einer weiteren Ansammlung von Blutplättchen führt und die Wunde durch Bildung von Fibrin, einem fadenförmigen Eiweiss, verschliesst. Dieser Wundverschluss schützt vor Infektionen und ermöglicht den Beginn des eigentlichen Heilungsprozesses.
Die Körpertemperatur des Menschen wird auf ca. 37°C geregelt. Das Blut transportiert die Wärme zu den Organen und gibt überschüssige Wärme über erweiterte Blutgefässe an die Haut ab, wo sie abgestrahlt wird. Bei Bedarf wird die Wärmeabgabe durch Schwitzen verstärkt. Dabei spielt die Fliessgeschwindigkeit des Blutes eine wichtige Rolle: Bei Kälte ziehen sich die Blutgefässe zusammen, wodurch das Blut schneller fliesst und weniger Wärme abgegeben wird. Wenn die Umgebungstemperatur hoch ist, weiten sich die Blutgefässe, das Blut fliesst langsamer und gibt auf diese Weise mehr Wärme ab. Ausserdem reguliert das Blut den Säure-Basen-Haushalt und hält den Elektrolythaushalt im Gleichgewicht.
Die Menge an Blut, die durch den Körper fliesst, variiert je nach Gewicht und Grösse einer Person. Ein 70 Kilogramm schwerer Erwachsener hat in der Regel etwa vier bis sechs Liter Blut im Körper, was etwa sechs bis acht Prozent seines Gesamtgewichts entspricht.
Etwa 90% der Zusammensetzung der roten Blutkörperchen besteht aus Hämoglobin. Dieses Molekül verleiht dem Blut seine charakteristische rote Farbe aufgrund seines hohen Eisengehalts. Aus diesem Grund wird Hämoglobin auch als roter Blutfarbstoff bezeichnet.
Eine geschwächte Immunabwehr kann entstehen, wenn zu wenig weisse Blutkörperchen vorhanden sind oder diese nicht richtig funktionieren, wodurch sich Krankheitserreger leichter vermehren können. Eine Verminderung der Blutplättchen kann zu Blutungen führen, insbesondere im Bereich der Schleimhäute. Anämie, auch Blutarmutgenannt, kann auftreten, wenn rote Blutkörperchen vermindert oder nicht funktionsfähig sind, was sich in Symptomen wie Müdigkeit, Schwäche und verminderter Leistungsfähigkeit äussern kann. Ursachen für Blutarmut können Stammzellenerkrankungen oder ein Mangel an Folsäure, Vitamin B12 oder Eisen sein. Angeborene oder erworbene Gerinnungsstörungen können zu einer erhöhten Blutungsneigung führen, wie dies bei der Bluterkrankheit (Hämophilie) der Fall ist. Diese Erkrankung kann ein Grund dazu sein, dass Wunden nicht ausreichend verschlossen werden. Leukämie, auch Blutkrebs genannt, ist eine schwere Erkrankung des blutbildenden Systems, bei der sich unvollständig entwickelte weisse Blutkörperchen rasch und unkontrolliert im Blut vermehren und in verschiedenen Organen ansiedeln können.
Blutwerte spiegeln wichtige Körperfunktionen wider, darunter die Sauerstoffversorgung der Organe und die Funktion des Immunsystems. Abweichungen von normalen Blutwerten können auf Erkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion oder Diabetes hinweisen, doch sie allein dienen lediglich als Anhaltspunkt für eine Diagnose. Der Arzt berücksichtigt neben den Blutwerten auch die Krankengeschichte und Symptome des Patienten, bevor eine endgültige Diagnose gestellt wird. Gegebenenfalls werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um eine genaue Diagnose zu gewährleisten.
Die Analyse der Blutbestandteile kann Krebserkrankungen anzeigen, wie z.B. eine verminderte Anzahl roter Blutkörperchen und Blutplättchen, die auf Leukämie hinweisen können. Bestimmte Blutwerte, so genannte Tumormarker, können auf bestimmte Krebsarten hinweisen. Obwohl sie für die Erstdiagnose oft ungenau sind, werden Tumormarker häufig zur Überwachung des Krankheitsverlaufs oder der Therapie eingesetzt. Beispielsweise zeigt ein Anstieg des karzinoembryonalen Antigens (CEA) im Blut häufig das Wiederauftreten von Darmkrebs an. Andere Marker wie das prostataspezifische Antigen (PSA) können auf Prostatakrebs hinweisen, sind aber für die Früherkennung umstritten und werden nicht von allen Krankenkassen übernommen.
Das Blut ist der Lebenssaft unseres Körpers. Von der Sauerstoffversorgung bis zur Abwehr von Krankheitserregern spielt das Blut eine zentrale Rolle in unserem Organismus. Letztendlich liegt es in unserer Verantwortung, für unser Blut und somit für unsere Gesundheit zu sorgen, damit wir ein aktives und erfülltes Leben führen können.