Erste Hilfe bei Verbrennungen

Die Gefahr des Feuers

Heisse Herdplatten, Wasserdampf, Chemikalien und Strom: Die Gefahrenquellen im Haushalt sind vielfältig und bei Unachtsamkeit kann es schnell zu Verbrennungen kommen. Diese häufigen Alltagsverletzungen können von selbst heilen oder gefährlich werden und den ganzen Körper in Mitleidenschaft ziehen. Was sind die geeigneten Sofortmassnahmen?


Bei einer Verbrennung handelt es sich um eine Schädigung der Haut durch übermässige Hitzeeinwirkung. Die Hitze schädigt oder zerstört Gewebe, egal ob es sich um Verbrennungen oder Verbrühungen handelt. Je nachdem, wie lange und mit welcher Intensität die Hitze einwirkt, kommt es zu unterschiedlichen Hautschäden. Am häufigsten werden Verbrennungen durch Flammen verursacht. Danach folgen Verbrennungen durch Verbrühungen, chemische Stoffe, Sonneneinstrahlung oder Stromschläge. Von einer Verbrühung spricht man, wenn eine heisse Flüssigkeit oder ein heisser Dampf mit der Haut in Berührung kommt – etwa durch kochendes Wasser, heissen Tee oder Kaffee, heisses Bratöl.

Die Verbrennungsveränderungen werden in drei Zonen eingeteilt: Koagulationszone (Kern der thermischen Schädigung), Stasezone (Zone um den Kern mit gestörten Zellfunktionen) und Zone erhöhter Durchblutung (wo lokale Kompensationsmechanismen zu Hyperämie und Wärmeabfuhr führen). Je nach Dauer und Intensität der Hitzeeinwirkung treten bei einer Verbrennung unterschiedliche Symptome auf. Verbrannt zu sein bedeutet: Gerötete, schuppende Haut, Blasen, Schwellung und weisse oder schwarz verkohlte Haut. Leichte Verbrennungen schmerzen. Bei schweren Verbrennungen ist das Schmerzempfinden durch die Zerstörung der Nervenenden gestört und man hat in der Regel keine oder nur geringe akute Schmerzen. Zur Beurteilung des Schweregrades gibt es zwei Kriterien: Die Tiefe der Verbrennung und das Ausmass der betroffenen Körperoberfläche. Bei Erwachsenen hat sich die Neunerregel zur Abschätzung bewährt. Danach machen Kopf und Hals 9%, die Arme je 9%, der gesamte Rumpf 36%, die Beine je 18% und die Geschlechtsorgane 1% der Körperoberfläche aus. Die Verbrennung ist umso gefährlicher, je mehr Haut betroffen ist.



Verbrennungen werden je nach ihrer Tiefe in vier verschiedene Grade eingeteilt. Grad 1: Die Haut rötet sich, aber die Verletzung ist oberflächlich und auf die oberste Hautschicht (Epidermis) beschränkt. Die Verbrennung ist zwar schmerzhaft, die Haut heilt aber vollständig. Grad 2: Die Verbrennung reicht bis in die zweite Hautschicht, die Dermis, und es tritt eine Blasenbildung auf. Die Blase erfüllt eine Schutzfunktion: Zwischen den betroffenen Hautschichten wird Flüssigkeit gebildet, welche die Wunde unter der Blase kühlt. Dabei werden zusätzlich die Grade 2a und 2b unterschieden. Bei Grad 2a ist der Wundgrund rosig und die Haare sind noch festanhaftend. Bei 2b ist der Wundgrund abgestorben und weiss, die Haare lassen sich leicht entfernen. Die Schmerzen werden durch die Schädigung der lokalen Schmerzfasern vermindert. Ab Verbrennungsgrad 2b treten Langzeitfolgen auf: Durch die Zerstörung von Gewebe und das Absterben von Zellen ist eine Regeneration der Haut nicht möglich, es bilden sich Narben. Eine chirurgische Behandlung ist möglich.

Grad 3: Die beiden oberen Schichten der Haut sind zerstört, die dritte Schicht (Subkutis) ist beschädigt. Die Haut hängt in Fetzen herunter, es sind weissliche Verletzungen des Gewebes sichtbar. In der Regel wird die verbrannte Haut operativ entfernt und Haut von einer anderen Stelle transplantiert. Grad 4: Die Haut ist verkohlt und schwarz, die Muskeln, Sehnen und Gelenke sind geschädigt. Diese Verbrennungen sind meist mit weiteren Komplikationen verbunden und müssen im Krankenhaus behandelt werden.

Je nach Tiefe und Ausdehnung der Verbrennung kann es nicht nur zu lokalen Reaktionen kommen, sondern auch zu Reaktionen, die den ganzen Körper betreffen, z. B. zu einem Kreislaufschock und zu einer entzündlichen Allgemeinreaktion des Körpers – der Verbrennungskrankheit. Im schlimmsten Fall geht dies mit einem Funktionsverlust von Organen einher, die zunächst gar nicht betroffen sind (z. B. akutes Nierenversagen). Hinzu kommt, dass bei schweren Verbrennungen das Immunsystem geschwächt ist. Dadurch steigt das Risiko einer Wundinfektion.

Frühzeitige Massnahmen bei Verbrennungen können weitere Hautschäden verhindern und sogar Leben retten. Wie wird Erste Hilfe richtig geleistet?

  • Ab Verbrennungsgrad 2 ist ein Arzt aufzusuchen. Der Notarzt muss gerufen werden, wenn die Verbrennungen schwer und grossflächig sind. Dies ist auch der Fall beim Einatmen von Rauch oder wenn empfindliche Stellen wie Kopf, Gesicht, Hände oder Genitalien betroffen sind.
  • Bei kleineren Verbrennungen und Verbrühungen sollten Kleidung und Schmuck vorsichtig von den betroffenen Hautstellen entfernt werden, da sie sonst zu Wärmespeichern werden. Wenn Kleidungsstücke mit der Haut verklebt sind, sollten sie vorsichtig um die Stelle herum abgeschnitten werden.
  • Kühlen Sie die betroffene Körperstelle unmittelbar nach der Verbrennung fünf bis zehn Minuten oder so lange, bis bei Entzug der Kühlung keine Schmerzen mehr auftreten. Am besten passt das lauwarmes Leitungswasser. Längere Kühlung kann nach wissenschaftlichen Erkenntnissen den Hautschaden nicht wesentlich reduzieren, sondern reduziert die Durchblutung und kann so den Hautschaden vergrössern. Eis oder Coolpacks dürfen auf keinen Fall auf die Brandwunde gelegt werden, da sie das Gewebe zusätzlich schädigen.
  • Bei grossflächigen Verbrennungen darf keine Kühlung erfolgen. Es besteht die Gefahr der Auskühlung. Faustregel: Nur kühlen, wenn die verbrannte Körperoberfläche maximal fünf Prozent beträgt – das entspricht bei Erwachsenen etwa der Unterarmfläche. Kühlen Sie bei Kindern nur die Arme und Beine, nicht aber den Rumpf. Bei Bewusstlosen, Neugeborenen und Säuglingen wird nicht gekühlt, da sie besonders schnell unterkühlen.
  • Tabu sind „Hausmittel“ wie Puder, Mehl, rohe Kartoffeln, Backpulver, Bananenschalen, Honig, Öle und dergleichen. Es besteht die Gefahr der Verunreinigung und Entzündung und zum Teil wird die Kühlung der Wunde verhindert.
  • Spezielle hydroaktive Wundauflagen verhindern das Austrocknen der Wunde und können tagelang auf der Haut verbleiben. Als Hydrogele haben sie einen leichten Kühleffekt. Hydroaktive Wundauflagen werden entweder mit Fixierpflaster oder Mullkompresse fixiert.
  • Bei starken Verbrühungen müssen Sie die Kleidung sofort ausziehen, bei starken Verbrennungen sollte die Kleidung am Körper belassen bleiben, da das Ausziehen zu weiteren Verletzungen führt. Notruf 144 wählen. Wenn vorhanden, Wunden mit sterilem Brand- oder Wundverband abdecken und mit lockerem Verband fixieren. Offene Wunden sind besonders gefährdet, mit Keimen infiziert zu werden. Wenn keine sterile Wundauflage zur Verfügung steht, sollte die Brandwunde nicht mit einem Verband abgedeckt werden.
  • Bei Rumpfverbrennungen und anderen grossflächigen Verbrennungen wird die Wunde mit Metallinetuch abgedeckt. Bei Metallinetüchern handelt es sich um keimfreie Tücher, die mit einer aufgedampften Aluminiumschicht versehen sind und nicht mit der Wunde verkleben.
  • Brandblasen nicht aufstechen, da sonst Keime eindringen können, die zu einer Infektion und Entzündung der Hautstelle führen. Ist die Blase besonders gross und droht sie durch die hohe Spannung zu reissen oder treten Rötungen und Schwellungen auf, die auf eine Infektion zurückzuführen sind, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dort wird die Blase unter sterilen Bedingungen geöffnet.
  • Anzeichen für einen lebensbedrohlichen Schock sind Blässe, Zittern, Unruhe und kalter Schweiss. Halten Sie den Betroffenen warm, sprechen Sie mit ihm. Lagern Sie die Beine leicht erhöht, damit das Blut zu den lebenswichtigen Organen fliessen kann. Bei plötzlich einsetzender Bewusstlosigkeit überprüfen Sie Bewusstsein und Atmung. Ist die Atmung normal, wird die betroffene Person in die stabile Seitenlage gebracht. Bei fehlender Atmung sofort mit Wiederbelebungsmassnahmen beginnen (30x Herzdruckmassage, 2x Beatmung). Dies solange, bis der Rettungsdienst eintrifft oder die Person Lebenszeichen zeigt.
Zum Glück sind viele Verbrennungen harmlos und können zu Hause selbst behandelt werden!

editorial.facts

  • Ab 10% verbrannter Körperoberfläche (bei Kindern bereits ab 5%) besteht die Gefahr einer Schockreaktion.
  • Unter dem medizinischen Oberbegriff „thermische Verletzung“ werden Schädigungen der Haut nicht nur durch starke Hitze, sondern auch durch Kälte zusammengefasst.
  • Bei etwa 13% aller Brandverletzten sind plastisch-rekonstruktive Eingriffe notwendig. Im Durchschnitt müssen solche Patienten zwei bis vier Mal operiert werden.
  • Verbrennungen gelten als kleinflächig, wenn die betroffene Fläche nicht grösser als die Handfläche ist.
  • Fast zwei Drittel aller Brandverletzungen ereignen sich in den eigenen vier Wänden. 52% davon sind direkte Verbrennungen, 23% Verbrühungen.

Wie würden Sie Verbrennungen 1. Grades spontan behandeln?

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