Durchblutungsstörungen

Das steckt hinter Beschwerden bei warmen Temperaturen

Durchblutungsstörungen machen vielen Menschen vor allem auch bei Hitze zu schaffen: Sie behindern die normale Nährstoff- und Sauerstoffversorgung des Gewebes und den Abtransport von Stoffwechselprodukten. Was steckt hinter diesem Phänomen?


Über ein weit verzweigtes Blutgefässsystem gelangt unser Blut in alle Körperregionen. Die Arterien und Arteriolen transportieren das Blut, das reich an Sauerstoff und Nährstoffen ist, vom Herzen zu allen Organen und Geweben. Das nährstoffarme Blut wird von den Venen und Venolen wieder zurück zum Herzen transportiert. Bei einer Durchblutungsstörung ist die Blutzirkulation in einem bestimmten Bereich des Körpers behindert. Am häufigsten sind die Extremitäten – Füsse, Beine, Arme und Hände – von Durchblutungsstörungen betroffen. Aber auch Gehirn, Herz, Darm und andere Organe können betroffen sein, manchmal mit schwerwiegenden Folgen.

Hitze ist eine häufige Ursache für Kreislaufprobleme. Der Körper gibt Wärme über die Haut ab, damit er auch bei Hitze seine normale Temperatur von 36 bis 37 Grad Celsius halten kann. Denn die Haut ist das wichtigste Organ für die Regulation der Körpertemperatur. Dazu wird die Durchblutung der Haut erhöht, so dass das erwärmtes Blut aus dem Körperinneren an die Oberfläche des Körpers gelangt. Dadurch werden die inneren Organe weniger durchblutet. Der Blutdruck sinkt, und das Gehirn kann durch den niedrigen Blutdruck vorübergehend nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Dies führt zu Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schweissausbrüchen bis hin zur kurzzeitigen Ohnmacht. Auch der Flüssigkeitsverlust beim Schwitzen erhöht das Risiko von Kreislaufproblemen. Zu den Risikofaktoren für die Entstehung von Durchblutungsstörungen gehören unter anderem Rauchen, Bluthochdruck (Hypertonie), erhöhte Blutfettwerte (Hypercholesterinämie und Hyperlipidämie), Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und Übergewicht.



Aber auch unabhängig von Hitze können Durchblutungsstörungen durch verengte oder verstopfte Arterien entstehen, zum Beispiel durch Arteriosklerose oder Blutgerinnsel. Gewebe, Organe oder Extremitäten, die durch das betroffene Gefäss versorgt werden, erhalten weniger Sauerstoff und Nährstoffe. Auch der Abtransport von Stoffwechselendprodukten wie z. B. Kohlendioxid aus diesen Bereichen ist langsamer. In der Folge kommt es zu Funktionseinschränkungen der unterversorgten Organe oder Gliedmassen. Es besteht sogar die Gefahr, dass das Gewebe abstirbt, wenn die Mangeldurchblutung anhält. Dies ist z. B. der Fall bei Herzinfarkt und Schlaganfall.

Durchblutungsstörungen können in allen Körperregionen akut auftreten. Sie können sich aber auch sehr langsam (chronisch) entwickeln. Die Symptome einer Durchblutungsstörung hängen vor allem davon ab, welcher Teil des Körpers schlechter durchblutet wird und wie stark die Durchblutung gestört ist. Bei einem akuten Gefässverschluss in einer Arm- oder Beinarterie kommt es innerhalb weniger Minuten zu heftigen Arm- oder Beinschmerzen, Pulsausfall, Blässe und Kältegefühl, Gefühlsstörungen, Taubheitsgefühl, Muskelschwäche und Schock. Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit treten die Symptome je nach Stadium der Durchblutungsstörung schleichend auf. Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels, deren Ursache eine Verengung der Herzkranzgefässe ist. Typische Symptome sind ein Engegefühl in der Brust (Angina pectoris). Die Schmerzen können in andere Körperregionen wie Arm, Schulter oder Hals ausstrahlen. Ist die Durchblutung so stark beeinträchtigt, dass ein Teil des Herzmuskels abstirbt, spricht man von einem Herzinfarkt.

Wenn die Durchblutung im Kopf gestört ist, muss das nicht gleich Schlimmes bedeuten und eine ernsthafte Erkrankung als Ursache haben. Denn auch falsche Ernährung oder mangelnde Bewegung können Ursachen für leichte Durchblutungsstörungen im Gehirn sein. Sehr häufig sind Durchblutungsstörungen im Kopf auf Verspannungen zurückzuführen. Verspannungen oder Blockaden in der Halswirbelsäule können neben der eigentlichen Kreislaufstörung auch Symptome wie Schwindel oder Übelkeit hervorrufen. Die häufigste Ursache für eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn ist ein Blutgerinnsel. Durch dieses Gerinnsel wird eines der feinen Blutgefässe im Gehirn verstopft. Ist die Durchblutung des Gehirns über längere Zeit gestört und damit die Sauerstoffversorgung unzureichend, kommt es zum Schlaganfall und zum Absterben der betroffenen Nervenzellen. Durchblutungsstörungen des Darms entstehen häufig im Rahmen einer so genannten viszeralen arteriellen Insuffizienz. Dabei sind die den Darm versorgenden Arterien verengt oder verschlossen. Chronische Durchblutungsstörungen des Darms sind in der Regel mit Bauchschmerzen verbunden, die sich vor allem nach dem Essen bemerkbar machen. Stress oder Kälte können (vor allem bei Frauen) das Raynaud-Syndrom begünstigen. Dabei handelt es sich um eine plötzlich auftretende Durchblutungsstörung einzelner Finger oder Zehen. Die betroffenen Gliedmassen verfärben sich zunächst weiss, dann bläulich und schliesslich rot, sobald die Durchblutung wieder zunimmt. In den meisten Fällen ist dies harmlos und schmerzlos.

Bei Durchblutungsstörungen sollte ein Arzt aufgesucht werden. Aber auch die Betroffenen selbst können durch verschiedene Massnahmen das Risiko von Durchblutungsstörungen deutlich senken.

  • Ein akuter Gefässverschluss ist ein medizinischer Notfall. Besteht der Verdacht auf einen akuten Gefässverschluss in einem Arm oder in einem Bein, sollte daher umgehend ein Arzt verständigt werden. Eine weitere Erstmassnahme ist das sofortige Polstern und Tieflagern der betroffenen Extremität, da dies die Durchblutung fördert.
  • Versuchen Sie, sich im Alltag mehr zu bewegen. Nehmen Sie z.B. die Treppe statt des Aufzugs und fahren Sie mit dem Fahrrad oder gehen Sie zu Fuss zur Arbeit. Bewegung verbessert die Durchblutung und fördert die Bildung wichtiger Umgehungskreisläufe. Besonders geeignet sind Ausdauersportarten wie Radfahren, Schwimmen oder Nordic Walking.
  • Bei Durchblutungsstörungen der Beine empfiehlt sich ein gezieltes Gehtraining von mindestens einer halben Stunde täglich. Sehr wirksam sind auch aktive Krankengymnastik, Schwimmtraining oder Fahrradtraining (Ergometer).
  • Auch Fussgymnastik ist zu empfehlen. Gehen Sie ab und zu in Ihrem Zuhause auf Zehenspitzen oder Fersen. Sie können auf den Aussen- und Innenkanten der Füsse laufen oder die Füsse mehrmals im Uhrzeigersinn und gegen den Uhrzeigersinn im Stehen oder Sitzen kreisen lassen. Lassen Sie die Füsse im Stehen oder Sitzen einige Minuten über einen Igelball rollen. Durch die kleinen Noppen wird die Blutzirkulation angeregt und die Füsse werden erwärmt.
  • Legen Sie sich auf den Rücken und führen Sie Tretbewegungen mit den Beinen in der Luft aus, wie beim Radfahren ohne Fahrrad.
  • Gehen Sie im Garten oder im Park barfuss.
  • Bei grosser Hitze ist es besser, leicht Verdauliches zu essen. Sonst wird das Blut, das eigentlich zur Kühlung benötigt wird, in den Magen und Darm geleitet.
  • Der Konsum von Zucker und tierischen Fetten sollte in Massen gehalten werden. Zu viele Süssigkeiten und Fastfood können Ablagerungen in den Arterien verursachen und die Blutgefässe verengen. Gesund für die Blutgefässe sind Rohkost, Vollkornprodukte und Fisch.
  • Magnesium spielt eine wichtige Rolle bei der Funktion der Muskeln und kann so zur Erweiterung der Blutgefässe beitragen. Essen Sie daher viel Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und grünes Gemüse.
  • Walnüsse versorgen unser Gehirn nicht nur mit Energie durch ihren hohen Gehalt an B-Vitaminen, sondern verbessern auch die Durchblutung. Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren in Nüssen schützen das Gehirn vor Verkalkung und die reichlich enthaltenen Flavonoide fördern die Durchblutung.
  • Scharfes wie Pfeffer, Chili und Ingwer regt nicht nur die Durchblutung im Mund an. Auch im Verdauungstrakt und im ganzen Körper wird die Blutzirkulation angeregt. Chili enthält Capsaicin, das die Gefässe erweitert und damit die Durchblutung anregt. Essen Sie also ruhig auch mal etwas Scharfes oder gönnen Sie sich einen wärmenden Tee mit Gewürzen.
  • Rosmarin hat unter anderem eine durchblutungsfördernde und kreislaufanregende Wirkung. Auch dem Salbei und der Roten Bete wird eine durchblutungsfördernde Wirkung nachgesagt.
  • Es gibt Lebensmittel, die den Blutdruck erhöhen oder die Durchblutung anregen. Dadurch können Kreislaufprobleme bei Hitze gelindert werden. Der Blutdruck kann zum Beispiel durch Salz oder Süssholz erhöht werden. Beides sollte natürlich nur in Massen genossen werden – vor allem, wenn man normalerweise unter Bluthochdruck leidet.
  • Um den körpereigenen Kühlungsprozess zu unterstützen, sollte man mindestens 1.5 Liter pro Tag trinken. Als Sommergetränke eignen sich vor allem Wasser, Saftschorlen, ungesüsste Tees und Elektrolytgetränke sowie alkoholfreies Bier.
  • Es gibt auch eine Reihe von Nahrungsergänzungsmitteln, die den Sauerstoffgehalt im Blut erhöhen. In vielen sind natürliche Inhaltsstoffe wie Ginkgo oder Ginseng enthalten. Für eine bessere Durchblutung des Gehirns sorgen auch bei diesen Pflanzen die enthaltenen Flavonoide und Terpenoide.
  • Auch spezielle Atemübungen können die Durchblutung des Gehirns verbessern. Je tiefer und ruhiger wir atmen, desto mehr Sauerstoff gelangt in unseren Körper und damit auch in unser Gehirn. Durch verschiedene Atemtechniken, wie z. B. bewusstes tiefes Einatmen durch die Nase oder den Wechsel zwischen Brust- und Bauchatmung, kann man seinen Kreislauf und damit auch die Durchblutung anregen.
  • Beim Aufenthalt in klimatisierten Räumen sollte man die Klimaanlage nicht zu kalt einstellen. Sonst kann die plötzliche Hitze beim Verlassen des Raumes zu Kreislaufproblemen führen.
  • Wer Durchblutungsstörungen im Gehirn vorbeugen will, sollte auf Zigarettenkonsum verzichten. Denn durch das Rauchen wird dem Blut Sauerstoff entzogen. Das Kohlenmonoxid, das in Zigaretten enthalten ist, bindet sich leichter an die roten Blutkörperchen als Sauerstoff und erschwert bzw. vermindert so die Aufnahme von Sauerstoff.
  • Das ansteigende Fussbad ist der Klassiker gegen kalte Füsse. Bei einer Wassertemperatur von ca. 35 Grad Celsius werden die Füsse in eine bequeme Fusswanne gestellt. Dann giesst man nach und nach wärmeres Wasser nach, bis man innerhalb von 15 Minuten eine Temperatur von etwa 40 Grad erreicht hat. Danach trocknet man die Füsse gut ab, zieht sich warme Socken an und ruht sich am besten noch eine halbe Stunde aus. Selbstverständlich ist das ansteigende Temperaturbad auch für die Hände geeignet.
  • Durch Massagen mit Noppenhandschuhen, Schwämmen oder Bürsten werden die Gefässe erweitert und die Durchblutung verbessert. Bürsten Sie Füsse und Hände in kreisenden Bewegungen. Zur Pflege der Haut und zur weiteren Steigerung der Durchblutung kann anschliessend ein Massageöl verwendet werden. Ätherisches Rosmarinöl eignet sich beispielsweise als Zusatz zu einem Massageöl.
Durch einen bewussten Lebensstil wird der gesamte Körper mit Sauerstoff versorgt und der Kreislauf bleibt auch an heissen Sommertagen in Schwung!

editorial.facts

  • Die Wahrscheinlichkeit, eine Durchblutungsstörung zu entwickeln, steigt mit zunehmendem Alter.
  • Schätzungen zufolge leiden etwa 20 von 100 Menschen an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK), bei der die Durchblutung in Armen oder Beinen gestört ist. Viele von ihnen haben jedoch noch keine Beschwerden.
  • Ein Vorbote eines möglichen Schlaganfalls ist die sogenannte transitorische ischämische Attacke (TIA). Dabei ist die Durchblutung nur kurzfristig gestört: Die Symptome ähneln denen eines Schlaganfalls, klingen aber meist nach wenigen Minuten folgenlos wieder ab.

Wie fördern Sie eine gute Durchblutung?

Sport und Bewegung
Fussgymnastik und Fussbäder
Atemübungen und Massage
mehrere
nicht bewusst
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