Vitamin B12

Ein Mangel, der Ihre Nerven kosten kann

Ständig müde, unkonzentriert, Hände und Füsse kribbeln? Ein versteckter Mangel an Vitamin B12 könnte dahinterstecken – und bleibt oft jahrelang unbemerkt. Dabei ist das Vitamin unentbehrlich für Nerven, Blutbildung und Energie. Doch wie kann man sich ausreichend mit Vitamin B12 versorgen?

Was ist Vitamin B12?

Vitamin B12, auch Cobalamin genannt, ist ein wasserlösliches Vitamin aus der Gruppe der B-Vitamine. Da der Körper es nicht selbst herstellen kann, muss es mit der Nahrung aufgenommen werden. Eine Besonderheit von Vitamin B12 ist, dass es – im Gegensatz zu den meisten anderen wasserlöslichen Vitaminen – zum Teil über mehrere Jahre in der Leber gespeichert werden kann.

Die Aufnahme beginnt im Magen, wo das Vitamin zunächst aus den Eiweissen der Nahrung freigesetzt wird. Anschliessend bindet es sich an ein Schutzprotein, das es vor der Magensäure schützt. Im Dünndarm wird dieses Eiweiss gespalten und das Vitamin an den so genannten Intrinsic Factor, ein Transportprotein der Magenschleimhaut, gebunden. In dieser Form gelangt es in die Darmzellen, wo es auf ein weiteres Transportmolekül, das Transcobalamin II, übertragen wird. So wird Vitamin B12 über die Blutbahn im Organismus verteilt und kann von den Zellen aufgenommen werden.

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  • Vitamin B12 gehört zu den acht B-Vitaminen und nicht, wie oft angenommen, zu den zwölf B-Vitaminen, da die Nummerierung nicht einheitlich ist. Einige Substanzen, die ursprünglich zum B-Komplex gehörten, wurden wegen fehlender Vitamineigenschaften ausgeschlossen.
  • Bei einer Ernährung ohne Vitamin B12 halbieren sich die Speicher erst nach ein bis vier Jahren, so dass es bis zu zehn Jahre dauern kann, bis Mangelerscheinungen auftreten.
  • Ein weiterer Aspekt ist die Bioverfügbarkeit von Vitamin B12, also wie gut der Organismus das Vitamin aufnehmen kann. Diese kann durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt werden, z. B. durch Erhitzen von Lebensmitteln wie Milch (Pasteurisieren, Sterilisieren, Kochen) oder durch Alkoholkonsum, der die Aufnahme vermindern kann.
  • Auch bei Tieren gibt es Unterschiede in der Verwertung von Vitamin B12. Rinder und Schafe besitzen im Vormagen Mikroorganismen, die Vitamin B12 produzieren können, während Schweine und Geflügel das Vitamin über das Futter aufnehmen müssen.
  • Weltweit werden jährlich etwa 20 Tonnen Vitamin B12 produziert, wovon die Hälfte als Tierfutter verwendet wird. In der menschlichen Ernährung wird Vitamin B12 als Zusatz in Nahrungsergänzungsmitteln, Fitnessgetränken, Frühstückscerealien und Säuglingsnahrung verwendet.

Wofür braucht der Körper Vitamin B12?

Vitamin B12 erfüllt im Körper eine Vielzahl bedeutender Aufgaben, die für den reibungslosen Ablauf vieler lebenswichtiger Prozesse unerlässlich sind. Eine zentrale Rolle spielt es im Nervensystem, denn es hilft bei der Regeneration der Nerven und ist notwendig für die Bildung von Botenstoffen, welche die Kommunikation zwischen den Nervenzellen unterstützen. Ausserdem trägt Vitamin B12 zur Erhaltung der Myelinscheide bei, einer Schutzhülle um die Nervenfasern, die eine effiziente Übertragung von Nervensignalen gewährleistet.

Das Vitamin ist auch wichtig für die Produktion roter Blutkörperchen im Knochenmark und den Sauerstofftransport im Blut. Ausserdem fördert es die DNA-Synthese, die für die Zellbildung und -teilung von entscheidender Bedeutung ist. Im Zusammenhang mit Haut und Haaren unterstützt Vitamin B12 die Zellneubildung, was sich positiv auf die Hautverjüngung und das Haarwachstum auswirken kann.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt von Vitamin B12 ist seine Wirkung auf den Stoffwechsel. Als Coenzym ist es an der Regulierung des Homocysteinspiegels beteiligt, einer Aminosäure, deren erhöhte Konzentration das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann. Darüber hinaus trägt Vitamin B12 zum Energiestoffwechsel bei, da es am Abbau von Fettsäuren und Aminosäuren beteiligt ist, die für die Energiegewinnung der Zellen wichtig sind.

Auch die Leber profitiert von einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin B12, da es den Fett- und Eiweissstoffwechsel fördert und so zur Lebergesundheit beiträgt. Schliesslich unterstützt Vitamin B12 auch das Immunsystem, indem es die für Immunreaktionen notwendige Zellteilung und -reifung fördert.

Welche Quellen für Vitamin B12 bevorzugen Sie heute?

Fleisch
Fisch
Milchprodukte
Nahrungsergänzungsmittel
andere
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Was passiert bei Vitamin-B12-Mangel?

Ein Vitamin-B12-Mangel entsteht, wenn dem Organismus nicht genügend Vitamin B12 zugeführt wird, was zu eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen verursachen kann. Der Mangel entwickelt sich oft schleichend, da der Körper über eigene Speicher verfügt, die das Defizit eine Zeit lang ausgleichen können. In manchen Fällen macht sich der Mangel erst nach jahrelanger Unterversorgung bemerkbar, bei manchen Menschen tritt er sogar ohne erkennbare Symptome auf.

Die ersten Symptome eines Vitamin-B12-Mangels sind oft unspezifisch und umfassen Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und Konzentrationsstörungen. Diese können von körperlichen Symptomen wie Rissen in den Mundwinkeln (Rhagaden) und Schlafstörungen begleitet sein. Auch Koordinations- und Sehstörungen können auftreten. Im fortgeschrittenen Stadium wirkt er sich auf das Nervensystem aus und kann zu Missempfindungen (Kribbeln, Taubheitsgefühl), Bewegungsstörungen wie Lähmungen und auch zu psychischen Störungen wie Depressionen und Gedächtnisstörungen kommen.

Ein Mangel an Vitamin B12 kann auch zu einer speziellen Form der Blutarmut führen, der sogenannten megaloblastären Anämie. Dabei sind die roten Blutkörperchen grösser und enthalten mehr Hämoglobin als normal, was zu einer schlechteren Sauerstoffversorgung des Organismus führt. Diese Anämie geht häufig mit Symptomen wie Blässe, Müdigkeit und Leistungsabfall einher.

Bei sehr starkem Vitamin-B12-Mangel können auch schwere neurologische Symptome wie Halluzinationen und Psychosen auftreten. Eine langfristige Unterversorgung kann sogar zu irreversiblen Nervenschäden kommen, weshalb eine frühzeitige Diagnose und Behandlung besonders wichtig ist. In den Industrieländern sind solche extremen Mangelzustände jedoch selten.

Wie kann ein Vitamin-B12-Mangel entstehen?

Ein Mangel an Vitamin B12 kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, insbesondere durch eine unzureichende Aufnahme oder einen gestörten Stoffwechsel des Vitamins. Eine der häufigsten Ursachen ist eine Ernährung, die wenig oder keine tierischen Produkte enthält, wie dies bei einer veganen Ernährungsweise der Fall ist. Da Vitamin B12 hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln vorkommt, ist eine ausreichende Versorgung ohne Supplementierung bei Veganern nicht möglich.

Von Bedeutung sind auch Erkrankungen, welche die Aufnahme von Vitamin B12 im Darm beeinträchtigen. Chronische Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie verhindern häufig eine effiziente Resorption des Vitamins. Auch die operative Entfernung von Teilen des Magens oder Dünndarms kann dazu beitragen, dass der Körper das Vitamin nicht mehr richtig aufnehmen kann. In solchen Fällen kann auch der so genannte Intrinsic Factor, ein Protein, das für die Aufnahme von Vitamin B12 notwendig ist, fehlen oder gestört sein.

Ein weiterer Risikofaktor ist die Einnahme bestimmter Medikamente wie Metformin, das häufig bei Diabetes eingesetzt wird, oder Omeprazol, das zur Behandlung von Magenproblemen verwendet wird. Diese Medikamente können die Aufnahme von B12 beeinträchtigen. 

Alkoholmissbrauch sowie Leber- und Nierenerkrankungen können den Vitamin-B12-Spiegel ebenfalls stark senken, da sie entweder zu einem erhöhten Verbrauch oder zu einem erhöhten Verlust des Vitamins beitragen. Auch in der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf an Vitamin B12 erhöht, was bei unzureichender Zufuhr zu einem Mangel führen kann.

Wie kann Vitamin-B12-Mangel behandelt werden?

Die Behandlung eines Vitamin-B12-Mangels hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. In den meisten Fällen erfolgt die Therapie durch die Zufuhr von Vitamin B12, häufig in Form von Injektionen oder speziellen Medikamenten. Ist der Mangel auf eine unzureichende Ernährung zurückzuführen, empfiehlt der Arzt in der Regel Nahrungsergänzungsmittel oder regelmässige Injektionen. Bei einer ernährungsbedingten Ursache, wie z. B. veganer Ernährung, kann auch eine Anpassung der Ernährung in Zusammenarbeit mit einer Ernährungsfachkraft notwendig sein.

Bei Patienten, bei denen der Mangel auf eine gestörte Aufnahme im Organismus zurückzuführen ist, zum Beispiel aufgrund von Magen- oder Darmproblemen, sind häufig Vitamin-B12-Injektionen erforderlich. Diese werden anfangs in kürzeren Abständen, oft alle zwei Wochen, bis zum Abklingen der Symptome verabreicht. Später können die Injektionen auf längere Intervalle, etwa alle drei Monate, umgestellt werden.

Vor allem bei schweren Mangelzuständen, die das Nervensystem betreffen, wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle, wird oft eine Dauerbehandlung mit Vitamin-B12-Injektionen empfohlen. In solchen Fällen können diese Injektionen für den Rest des Lebens notwendig sein, um die Symptome zu lindern und weitere Nervenschäden zu verhindern. Injektionen sind für viele Patienten auch einfacher zu handhaben, da sie oft selbst verabreicht werden können.

Nach der ersten Behandlungsphase wird häufig eine regelmässige Kontrolle des Vitamin-B12-Spiegels durch Blutuntersuchungen durchgeführt, um die Wirksamkeit der Behandlung zu überwachen und sicherzustellen, dass die Werte stabil bleiben. In den meisten Fällen führt die Behandlung zu einer Normalisierung des Vitamin-B12-Spiegels und zu einer Besserung der Symptome, sofern der Mangel rechtzeitig behandelt wird.

Diese Lebensmittel decken Ihren Vitamin-B12-Bedarf: nützliche Tipps

  • Essen Sie regelmässig Leber – Rinder- und Kalbsleber ist besonders reich an Vitamin B12. Um den Geschmack zu mildern und die Konsistenz zu verbessern, marinieren Sie diese vor dem Braten ca. 30 Minuten in Milch. 
  • Kaninchenfleisch ist eine fettarme, hochwertige Vitamin-B12-Quelle. Es lässt sich gut braten, schmoren oder zu Eintöpfen verarbeiten. Bereiten Sie es mit Kräutern und einer leichten Sosse zu, um den Geschmack zu intensivieren, ohne den natürlichen Nährwert zu verlieren.
  • Die Makrele ist ein fettreicher Fisch und eine der besten natürlichen Quellen für Vitamin B12. Grillen oder braten Sie die Makrele mit etwas Olivenöl, Zitronensaft und frischen Kräutern, um das Omega-3 und Vitamin B12 optimal zu nutzen. 
  • Muscheln, Austern und Garnelen sind ausgezeichnete Vitamin-B12-Lieferanten. Diese Meeresfrüchte sind nicht nur reich an Vitamin B12, sondern auch an Zink, das das Immunsystem stärkt.
  • Forelle ist eine ausgezeichnete Quelle für Vitamin B12 und Omega-3-Fettsäuren. Sie lässt sich leicht grillen oder braten – ideal für ein schnelles Mittag- oder Abendessen. Verfeinern Sie die Forelle mit Zitronensaft und frischen Kräutern.
  • Emmentaler, Gouda und Camembert eignen sich besonders gut zur Deckung des Vitamin-B12-Bedarfs, vor allem für Vegetarier. Geniessen Sie Käse als Snack, in Sandwiches oder als Zutat in Nudelgerichten.
  • Essen Sie Rindfleisch, das Vitamin B12 und Eisen enthält. Wählen Sie mageres Rindfleisch, um den Fettgehalt zu minimieren, und grillen oder braten Sie es leicht, um die Nährstoffe zu erhalten. 
  • Fleisch trägt dazu bei, den Tagesbedarf an Vitamin B12 zu decken. Die aktiven Formen von Vitamin B12 sind vor allem Methylcobalamin und Adenosylcobalamin, während Cyanocobalamin hauptsächlich in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln enthalten ist. Ein Mangel an Vitamin B12 kann den Gehalt an Homocystein erhöhen, was gesundheitsschädlich sein kann.
  • Eier sind eine einfache und bequeme Möglichkeit, Vitamin B12 in Ihre Ernährung aufzunehmen. Sie enthalten ausserdem hochwertiges Eiweiss, das für den Muskelaufbau wichtig ist. 
  • Quark ist eine ausgezeichnete Quelle für Vitamin B12 und eignet sich hervorragend für Sossen, Dips oder Backwaren. Mischen Sie Quark mit frischen Kräutern und etwas Knoblauch zu einem gesunden Dip oder verwenden Sie ihn als Grundlage für Desserts.
  • Joghurt ist nicht nur gut für Vitamin B12, sondern enthält auch Probiotika, welche die Darmgesundheit fördern. Geniessen Sie Joghurt pur oder mit frischen Früchten und Nüssen als nahrhafte Zwischenmahlzeit. Wählen Sie ungesüsste Varianten, um zusätzlichen Zucker zu vermeiden.
  • Pflanzen wie Algen oder Sauerkraut enthalten dem Vitamin B12 ähnliche Verbindungen, die der Körper jedoch nicht verwerten kann. Sie sollten daher nicht als Ersatz für Vitamin-B12-reiche Lebensmittel verwendet werden.
  • Folsäure unterstützt den Stoffwechsel, während die Bakterien im Darm nur eine geringe Menge an B12 produzieren, die nicht ausreicht, um den gesamten Bedarf zu decken. Eine ausgewogene Ernährung bleibt daher entscheidend.
  • Wenn Sie sich vegan oder vegetarisch ernähren, sind pflanzliche Lebensmittel keine ausreichende Quelle für Vitamin B12. In diesem Fall sollten Sie regelmässig Vitamin-B12-Präparate einnehmen.

Vitamin B12 ist für viele Körperfunktionen unentbehrlich, insbesondere für die Bildung roter Blutkörperchen und die Gesundheit des Nervensystems. Eine ausreichende Versorgung mit diesem Vitamin ist unerlässlich, um Mangelerscheinungen und langfristige Gesundheitsprobleme zu vermeiden.